Samstag, 13. Oktober 2012

Ein geteiltes Land


Ein geteiltes Land

(lk) Vor ein paar Tagen kommt mein englischer Zimmernachbar John zu mir und bringt eine Flasche Schnaps mit. Es ist nordkoreanischer Brandy, der, den man hier auf dem Bild sieht. Er schmeckt gar nicht so schlecht und beim Trinken kommt mir etwas in den Sinn: Ach ja, da war ja noch was – Nordkorea eben. Hätte ich fast vergessen.

Das ist vielleicht etwas übertrieben aber kommt der Realität doch nahe. Wir leben hier im Süden eines geteilten Landes, welches sich rein formal immer noch im Krieg mit dem Norden befindet. (1953 wurde lediglich ein Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea vereinbart.) Nordkorea verfügt über eine Handvoll Atombomben und eine unglaublich große, wenn auch vermutlich schlecht ausgerüstete Armee. Bisher versucht man sich in Pjöngjang noch vergeblich daran eine Interkontinentalrakete zu bauen, die könnte dann einen Nuklearsprengkopf bis in die USA tragen. Südkorea hingegen ist schon längst in der Reichweite Nordkoreas.

All das ist Fakt und obwohl auch immer wieder Menschen durch den Konflikt mit dem Norden zu Tode kommen – 2010 versenkte Nordkorea etwa ein südkoreanisches Kriegsschiff – man vergisst das alles hier im Süden schnell.
In Seoul etwa ist man 50 Kilometer von der DMZ (Demilitarisierte Zone) entfernt. 50 Kilometer von einem steinzeitkommunistischen Staat im Norden mit Familienerbfolge. Aber das hindert einen mit Sicherheit nicht daran in einen Club in Seoul oder auch anders wo im Land zu gehen und sich ordentlich einen einzulittern.  Bisher kann ich mich nicht erinnern mich mit einem Koreaner über die Teilung des Landes unterhalten zu haben, nur mit „Ausländern“.

Es sind dann immer wieder Details, die einen an die ganze Realität auf der Koreanischen Halbinsel erinnern. Wenn man etwa in einer Tageszeitung einen Wetterbericht sieht, der einem auch sagt wie warm es in Pjöngjang ist. (Das ist allerdings nicht die Regel)  Als ich vor einigen Tagen in Seoul war, habe ich eine kleine Menschenansammlung getroffen. Sie haben Fahnen einer blauen Koreanischen Halbinsel auf weißem Grund in den Händen gehalten, eines der Symbole für ein wiedervereinigtes Korea. Aber sehr schnell verwischt der Alltag wieder die eindrückliche Wahrnehmung der Teilung dieses Volkes. Wenn wir in einer der universitären Schulstunden über Korea reden, dann könnte das auch in einem Seminarraum in Deutschland sein. 

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