Mittwoch, 31. Oktober 2012

Chuseok - beeing free from KELI again

Chuseok - Thanks Giving, als wären wir fast schon ganze Koreaner - 
Gayasan, Jinju und Seoul

(Suh) Time flies by so quickly.. Und Chuseok kommt mir daher eigentlich fast so vor, als wäre es schon wieder Ewigkeiten her gewesen, dass wir den koreanischen "Thanks giving day" ("Erntedankfest") zelebriert haben. Chuseok ist einer der wichtigsten Feiertage in Korea. In der Regel kommt hier die Familie zusammen, Essen wird Stunden über Stunden zubereitet  und eine traditionelle Zeremonie wird gehalten, mit welcher man die Vorfahren der Familie ehrt und ihnen dankt. Dieses Jahr fiel das koreanische Thanks Giving auf den 30. September, so dass man uns gleich 3 weitere Tag Narrenfreiheit schenkte. Ursprünglich wird Chuseok allerdings nach den Mondkalender berechnet. Wie das ab aber geht? Ach, was weiß ich denn schon, ihr kennt doch alle Google.. ;)
Jedenfalls hatten wir frei. Und "frei zu sein" bedeutet hier ja wirklich seeeeehr viel, schließlich wird einem die Freiheit hier nur in geringster Dosierung und in möglichst großen Zeitabständen verabreicht. Also haben wir uns unseren  schwer ans Herz gewachsenen Amerikaner Carson und unsere hübsche Vietnamesin geschnappt, die doch tatsächlich unaufhörlich behauptet, sie sei Deutsche. Da wir Chuseok zwar nicht ganz koreanisch inmmitten unserer Familie verbringen konnten, haben wir uns dieser beiden bedient und sie einfach mal für diesen traditionellen Anlass als unsere kleine Ersatzfamilie missbraucht. Mit der wiedergewonnen Freiheit wollten wir alle nun natürlich nicht sparsam umgehen, wer weiß denn schon, wann man uns denn das nächste Mal aus unseren Liebeszellen entlassen wird?! Somit haben wir das verlängerte Wochenende nicht nur für ein Portion Korea Kultur Pur genutzt, sondern uns gleich mal eine geballtere Ladung verabreicht und Gayasan, Jinju und Seoul angesteuert. All das nur in der Hoffnung, dass diese Überdosis  doch noch lange, lange nachwirken möchte.
Da wir derzeit über unseren Midterm Examen hängen und wir anlässlich dessen für das Fach "Korean Culture" ein kleines Essay schreiben mussten, welches von einem Erlebnis mit der koreanischen Kultur berichtet, haben wir uns gedacht: Wieso sich die Mühe zweimal machen, wenn man das ganze ja eh schon in Wort und Schrift niedergelegt hat. Daher gibt es unser Wochenende der Freiheit diesmal in englischer Fassung, und nicht nur von uns, sondern auch von Carson. Und wie das ja immer so ist bei schriftlichen Ausarbeitungen, die man noch ganz schnell für die Uni erstellen möchte (oder in diesem Sinne eher Hausaufgaben , die man Nachts um 2 erledigt), sind die Fehlerteufel groß und das Motivationspotential konvergiert mit wachsender Wortanzahl gegen Null. Das kennt man bekanntlich ja, daher bitte ich darauf Rücksicht zu nehmen und die Fehler einfach wegzublinzeln. Achja, und natürlich haben wir uns ja auch größte Mühe gegeben die Erwartungen unseres Professors zu erfüllen. Man möge uns daher auch das große "Geblubber" und unsere ausschweifenden Reden von der Schönheit dieser einzigartigen Orte, sowie der Einmaligkeit unvergesslicher Erlebnissen verzeihen.
We hope you enjoy the show! 

Herbst in Korea

Es wird Herbst


(lk) Und der Herbst in Korea ist wirklich schön. Zwar wird es teilweise schon recht kühl, vor allem Nachts, aber die wunderschönen Farben im Freien ziehen einen richtig nach draußen. 

Der Haupteingang unserer Universität. Klassizismus und chinesische Schriftzeichen (auf den beiden Granitbüchern in der Mitte des Bildes) - eine eigenartige Verbindung. Auf den Buch-Plastiken finden sich oben fünf chinesische Schriftzeichen: "Keimyung Universität" Der Name "Keimyung" setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen, die so etwas wie "Öffnung zum Licht" bedeuten. Glaube ich zumindest. "Universität" wird im Chinesischen durch drei Schriftzeichen ausgedrückt. 

Viele gepflegte Grünanlagen gibt es hier auf dem Unigelände. 
Links die Bibliothek, links im Hintergrund die Adams Chapel, unsere Kirche auf dem Campus. Die Keimyung University wurde 1954 von amerikanischen Missionaren gegründet.  




Flagge zeigen...

Ernst Barlachs Lesender Klosterschüler findet sich doch tatsächlich in einem kleinen lichten Wäldchen auf dem Campusgelände. Eine Photographie des Klosterschülers findet sich auch in der hiesigen Bib. Irgendwie will die Plastik nicht so mit dem koreanischen Verständnis von Uni zusammenpassen. Die Figur, die Barlach hier geschaffen hat, wirkt nicht gestresst, von Assignment zu Assignment getrieben. Der Klosterschüler scheint die Zeit zu haben sich in ein einziges Buch zu vertiefen.

An dieser Universität umgibt uns viel Grün. Aber hinter den Zweigen geht sie dann los, die große Stadt. Groß und neu, alles neu. 


Alleen, repräsentative große Straßen, alles auf dem Campus zu finden. 
Wie die hier zum Beispiel.


Zierbäume
Fragt mich nicht was der Elephant hier zu suchen hat...



Und wieder griechische Säulen, kombiniert mit chinesischen Schriftzeichen. In diesem Gebäude fand die Eröffnung des Goethe-Instituts statt. 
Nochmal die Adams Chapel. Die Orgel dort ist übrigens ein deutsches Produkt. 
Kunst am Bau?

 Das ist immer noch das Unigelände

Der tägliche Weg zur Schule...äh Universität. 



Über der Baumgrenze die Stadt -  Apartment Blocks, ein allgegenwärtiges städtebauliches Element hier. 















Samstag, 27. Oktober 2012

Unterwegs mit Professor I

Unterwegs mit Professor I


(lk) Er heißt Professor I (einfach nur ein "i") und ist unser Dozent in East-Asian-Relations. Sein Alter würde ich mal auf etwa 60 schätzen. Bis zu seiner Pensionierung hat er für das südkoreanische Außenministerium gearbeitet und war dadurch auf der ganzen Welt in diversen Botschaften Südkoreas tätig. Nachdem er in den Ruhestand gegangen war, nahm er einen befristeten Lehrauftrag an der Keimyung University in Daegu wahr. So kommt er nun jede Woche für einen Tag nach Daegu und unterrichtet dort. Mit seiner Frau lebt er Seoul. 



Die Studenten des Kurses mit Professor I - rechts, mittig - in einem koreanischen Barbecue-Restaurant. Natürlich, wie das sich für eine konfuzianistische Gesellschaft gehört, übernahm unser Professor die Zeche für den kompletten Abend. Fleisch gab es ausreichend, aber auch Soju in nicht geringen Mengen (man suche nach den grünen Flaschen auf dem rechten Bild). Als Koreaner ist unser Professor natürlich schon seit Jahrzehnten an den Genuss des koreanischen Vodkas gewöhnt. 

Keine Berührungsängste! Nach dem Essen sind wir  noch in eine Bar gegangen. Er hat von seinen beiden Söhnen erzählt und wir haben mit ihm ein paar nette Bilder gemacht. 
Sein erster Sohn (oder war es der zweite...) arbeitet in einer Bank in Hongkong, der zweite bei der UN in New York. Da viel dann schon mal ein väterlicher Satz wie: "My son in Hongkong makes much many, but other son..."
Wir mussten glaube ich versprechen diese Bild nicht seiner Frau zu zeigen. Er hat uns auch eingeladen, wenn wir das nächste Mal in Seoul sind, bei ihm vorbeizuschauen.
Susan scheint der akademische Abendausgang gefallen zu haben.
Nachdem Professor I uns dann um ca 21:45 verlassen hatte um noch den letzten Schnellzug nach Seoul zu erwischen, sind wir noch in eine koreanische Karaoke Bar gegangen, eine 노래 방 - Norä Bang. Wörtlich übersetzt bedeutet das "Lied Raum/Zimmer". Man hat einen eigenen kleinen Raum für sich und seine Freunde, schließt die Tür und kann ohne ein gaffendes Publikum ganz enspannt Lieder singen. Es stehen natürlich in der Mehrheit koreanischen Titeln zur Auswahl, englischsprachige Lieder sind aber auch ausreichend vorhanden.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Was das deutsche Volk ticken lässt...

Was das deutsche Volk ticken lässt...

 (lk) ... kann ich zwar auch nicht wirklich sagen, aber der Präsident unserer Universität hier in Korea konnte diesen Satz immerhin in genau dieser Form - soll heißen in korrektem Deutsch - am letzten Dienstag zum Besten geben. Dabei beließ er es aber nicht, sondern beeindruckte gleich mit einer ganzen Ansprache auf Deutsch. Einen kleinen Ausschnitt könnt ihr links sehen. Ich weiß leider nicht, warum das Video so komische Farbstreifen hat. 
Wie dem auch sei, der Anlass der ganzen Sache war die Eröffnung eines Goethe-Instituts hier an der Keimyung University. Das Goethe-Institut ist für das zuständig, was man als Student Internationaler 



Beziehungen als "German soft power" bezeichnen würde. Heißt: Das Goethe-Institut verfügt über eine Vielzahl von Niederlassungen in Dutzenden von Ländern und bietet an diesen Deutschkurse an. Die Deutsche Sprache wird also an den Nicht-Deutschen gebracht, daneben aber auch gerne unsere ganze Kultur. Und so gibt es nun auch hier in Daegu ein Goethe-Institut, ansässig im selben Gebäude, in dem sich ebenfalls ein Konfuzius-Institut befindet. Das ist in etwa das Gleiche, nur auf chinesisch. 

Randbemerkung: dass das Quartett (die vierte Person sieht man nicht) rechts Dvořák gespielt hat, wollen wir nochmal durchgehen lassen. 

 Interessierte Deutsche, herrlich. Es gab das gewöhnliche Blabla, was man zu so einer Veranstaltung erwarten würde, aber auch ein paar interessante Details. So konnte man einmal einen deutschen Botschafter erleben, Rolf Mafael, oder etwa erfahren, dass Deutsch vor ein paar Jahrzehnten eine sehr oft gelehrte Fremdsprache in Korea war. 




Der Präsident des Goethe-Institutes war aus Frankfurt angereist. Als kleine Entschädigung für die geschätzten 13 Stunden Flugzeit gab es am Ende des formalen Teils einen neuen NamenKlaus-Dieter Lehmann, ausgedrückt durch chinesische Schriftzeichen. 
Und das sind die Vorzeigedeutschen, die natürlich, wie alle anderen deutschen Austauschstudenten eingeladen waren. Von links nach rechts: Sabine, Lucas, Mai-Linh und Susan. 
Da hat er sich doch noch mal von hinten angeschlichen, unser Herr Botschafter. 
Gruppenbild mit Koreaner. Ein Haufen deutscher Austauschstudenten, ein deutscher Professor, eine Koreanerin, die ein Stipendium für halbwegs vorhandene Deutschkenntnisse bekommen hatte und als fünfter von links Mr. Shin. Als P&Eler würde ich ihn als den Uwe Czaniera des Interantional Office an dieser Uni bezeichnen. Soll heißen - das Mädchen für alles, was mit Austauschstudenten zu tun hat. 

Samstag, 13. Oktober 2012

Ein geteiltes Land


Ein geteiltes Land

(lk) Vor ein paar Tagen kommt mein englischer Zimmernachbar John zu mir und bringt eine Flasche Schnaps mit. Es ist nordkoreanischer Brandy, der, den man hier auf dem Bild sieht. Er schmeckt gar nicht so schlecht und beim Trinken kommt mir etwas in den Sinn: Ach ja, da war ja noch was – Nordkorea eben. Hätte ich fast vergessen.

Das ist vielleicht etwas übertrieben aber kommt der Realität doch nahe. Wir leben hier im Süden eines geteilten Landes, welches sich rein formal immer noch im Krieg mit dem Norden befindet. (1953 wurde lediglich ein Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea vereinbart.) Nordkorea verfügt über eine Handvoll Atombomben und eine unglaublich große, wenn auch vermutlich schlecht ausgerüstete Armee. Bisher versucht man sich in Pjöngjang noch vergeblich daran eine Interkontinentalrakete zu bauen, die könnte dann einen Nuklearsprengkopf bis in die USA tragen. Südkorea hingegen ist schon längst in der Reichweite Nordkoreas.

All das ist Fakt und obwohl auch immer wieder Menschen durch den Konflikt mit dem Norden zu Tode kommen – 2010 versenkte Nordkorea etwa ein südkoreanisches Kriegsschiff – man vergisst das alles hier im Süden schnell.
In Seoul etwa ist man 50 Kilometer von der DMZ (Demilitarisierte Zone) entfernt. 50 Kilometer von einem steinzeitkommunistischen Staat im Norden mit Familienerbfolge. Aber das hindert einen mit Sicherheit nicht daran in einen Club in Seoul oder auch anders wo im Land zu gehen und sich ordentlich einen einzulittern.  Bisher kann ich mich nicht erinnern mich mit einem Koreaner über die Teilung des Landes unterhalten zu haben, nur mit „Ausländern“.

Es sind dann immer wieder Details, die einen an die ganze Realität auf der Koreanischen Halbinsel erinnern. Wenn man etwa in einer Tageszeitung einen Wetterbericht sieht, der einem auch sagt wie warm es in Pjöngjang ist. (Das ist allerdings nicht die Regel)  Als ich vor einigen Tagen in Seoul war, habe ich eine kleine Menschenansammlung getroffen. Sie haben Fahnen einer blauen Koreanischen Halbinsel auf weißem Grund in den Händen gehalten, eines der Symbole für ein wiedervereinigtes Korea. Aber sehr schnell verwischt der Alltag wieder die eindrückliche Wahrnehmung der Teilung dieses Volkes. Wenn wir in einer der universitären Schulstunden über Korea reden, dann könnte das auch in einem Seminarraum in Deutschland sein. 

Loveschock

Love-Schock

(suh) Ruhig ist es um uns geworden, die letzten Tage und Wochen. Sehr ruhig.. Das heißt nicht, dass nichts passiert wäre, eher im Gegenteil: Eine ganze Menge ist passiert! Man wurde seiner Mündigkeit entmachtet und seiner Freiheit beraubt. (Achtung! Dies war eine Hyperbel und hat nichts mit der koreanischen Regierung oder gar mit einer Intervention Nordkoreas zutun). Die Institution, die die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, internationalen Studierenden an der Keimyung Universität das Leben schwer zu machen, schimpft sich KELI House. Damit einher geht gleich das inzwischen allzu sehr geliebte Wort "curfew", was sich bei uns wohl bis zu unserem Lebensende so ins Gedächtnis eingebrannt hat, dass es bestimmt niiiieee wieder eines Wörterbuchs bedarf, um dessen Bedeutung erfassen. 

(lk) Das KELI - alias Love - House von vorne. Sieht ja ganz nett aus. Dachten wir uns auch, als wir zum ersten mal hier waren. Aber der Schein trügt. Hier wird ein sehr hartes Verständnis der Liebe gelebt. 










(suh) In etwa fünf Wochen ist also nun her, dass wir in das Heim eingezogen sind, das sich für vier Monate unser zu Hause nennen soll. Nachdem wir die Uni in strahlendem Glanz präsentiert bekommen haben und wir auch sonst in Korea nur auf äußerst komfortable Unterkünfte gestoßen sind, hießen uns hier erst einmal Müllberge, tote Tierchen, ein miefiger Geruch, sowie Haare über Haare und Wattestäbchen unserer Vorgänger willkommen. Die Zimmer klein, eng und ungemütlich, die Gemeinschaftsräume heruntergekommen und mangelhaft ausgestattet, die Badezimmer und Duschräume verdreckt und unzumutbar. Ja, ich gebe zu, ein wenig spricht hier auch die Tussi aus mir, die ganz deutsch und das von Mama eingeimpfte Rein(heits-/)lichkeitsgebot schon von Kindheitstagen an impliziert bekommen hat. Lucas - ganz Mann - konnten diesen Wohnheimsschock doch ein wenig besser wegstecken als ich. Ohhhh, wie ich doch mein wunderschönes, gemütliches und luxuriöses(!!!) Hotel Nobel im idyllischen Bayreuth vermisse! Inzwischen ist also so einiges an Zeit vergangen. Das heißt nicht, dass sich hier der Lebenskomfortstatus irgendwie gebessert hätte, sondern deutet jediglich nur darauf hin, dass ich nach und nach gelernt habe meinen Würgreiz entsprechend zu kontrollieren. So weit es geht, umgehe ich daher das so lieblich anzuschauende KELI House und befinde mich tagsüber außerhalb des Gebäudes, bis man uns um 23:00 Uhr dann schließlich in die Anstalt für entmündigte Volljährige wieder einsperrt. 23:00? Drei-und-zwanzig Uhr????? DREI-UND-ZWANZIG UHHHHHR????? Wirklich? Das muss ein Fehler sein! Das gilt nur für Koreaner, aber nicht für uns. Für uns Deutsche. Für alle Austauschstudenten, bei denen Mama in der Heimat längst nicht mehr vorgibt, wann man zu Hause sein muss, kontrolliert, ob man Alkohol getrunken hat und schimpft, wenn der Atem Zigaretten vermuten lässt. Für uns, die doch wissen, dass die Freiheit zwei Seiten einer Medaille hat, aber für die Freiheit auch die Verantwortlichkeit für sein Tun und Handeln bereitwillig in Kauf nehmen. Lucas und ich waren geschockt! So geschockt, dass wir zu Beginn noch alle Optionen in Betracht gezogen haben, um aus diesem Gefängnis so schnell wie nur möglich wieder rauszukommen. Aber wie eine gemeinsame Wohnung finden, wenn der Kreis an Beziehungen sehr klein ist, Wohnungsbörsen  allein in Hangeul auffindbar sind und die uns anvertrauten Buddies entweder sprachlich oder interpersonal überfordert sind? Unsere Optionen beschränkten sich also kurzer Hand nur noch auf eine: Ein Leben im Haus freiheitsberaubter Volljähriger, eingesperrt mit Koreanern, die man 24 Stunden am Tag zum Lernen zu zwingen versucht und ihnen keine Spur an Eigenverantwortung und Selbstdisziplin zuzutrauen scheint. 



(lk) Besonders putzig: wenn man am Wochenende außerhalb des Wohnheims schlafen will, dann muss man eine "Sleep out application" ausfüllen. 







(suh) Hier ein kleiner Einblick in mein schönes neues zu Hause. Ich habe mir gar nicht erst die Mühe gemacht aufzuräumen. Aufräumen würde hier eh nur bedeuten meinen ganzen Kram von einer Ecke in die andere zu räumen. Mehr lässt dieser kleine Raum, bewohnt von mir und meiner netten koreanischen Mitbewohnerin, auch gar nicht zu.






(suh) Hier noch einmal die Honey Moon Suit in voller Pracht. Das Schlafgemach, wo die KELI-Liebe nur so wächst und gedeiht.


(suh) Damit man mich im Love-Haus auch findet, ziert meine Tür auch ein schönes Schild mit meinem Namen, der offenbar zuerst vom Deutschen ins Hangeul übersetzt wurde, um dann schließlich wieder ins romanische transformiert zu werden.

Der Flur - sehr einladend, oder? Könnte durchaus auch als Kulisse für einen netten Psychothriller oder ähnliches herhalten..





(suh) KELI steht im Übrigen für "Keimyung English Language Institute", was sich die Bezeichnung "Institute" bestimmt nur aus dem Grund gegeben hat, weil KELP (P wie Prison) schlicht und einfach nicht so gut klingt. "Prison" wäre allerdings in mancher Hinsicht wohl doch die treffendere Bezeichnung gewesen, denn nach 23:00 Uhr ist auch kein Ausbrechen mehr möglich: Die Fenster vernagelt mit Netzen, die Türen versperrt und die Feuerleiter, sowie alle übrigen Fluchtmöglichkeiten vergittert und verriegelt. 

(lk) Und das mit dem Vergittern ist kein Witz. Ein Treppenaufgang im Freien hat seltsamerweise nur im unteren Stockwerk ein Gitter. Fenster im Erdgeschoss sind gerne mit seltsamen Zäunen versehen, die ein Heraus- und Hereinklettern unmöglich machen. Wenn sich einzelne Fensterflügel öffnen lassen, wie hier links zu sehen, dann macht man im Erdgeschoss gerne nochmal ein Gitter davor. Nachts patrouillieren hier Wärter mit Taschenlampe um die Gebäude herum. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass es hier weniger darum geht Einbrecher fern zu  halten. Korea ist eines der sichersten Länder der Welt.   




(suh) Unser nun so lieb gewonnenes KELI-Haus, welches hier übrigens neben den weiteren vier Wohnheimen "Trust", "Justice", "Truth" und "Hope" das "Building of Love" ist, produziert so viel Nächstenliebe, dass es sogar Regeln des Selbstschutzes festgelegt hat, aus Angst, man könnte von zu viel Liebe überschwemmt werden. Aus diesem Grund sind Besuche des anderen Geschlechts in unseren so kuschlig einladenden Liebesnestern zu jeder Zeit strengstens untersagt. Somit wir also unser Leben in die liebevolle KELI-Aufsicht gegeben haben, wird dies auch in regelmäßigen Abständen von den "Floorleadern" überprüft. Freundlich und im mühsam formulierten Englisch wurde ich daher letztlich gebeten meinen Kleiderschrank zu öffnen. Ich hielt es zuerst für einen kindischen Schwerz, aber nein, sie war wohl offenbar der Meinung, ich wolle darin einen kleinen Koreaner verstecken!


Unsere Love-House besitzt neben seinen so unzähligen, von uns schwer geschätzten Macken noch eine weitere herausragende Einzigartigkeit. Eingetreten durch die verwunschenen Tore des KELI Houses befindet man sich wie von Zauberhand geschaffen in der "English speaking only Zone"! Es versteht sich von selbst: Hier ist nur Englisch erlaubt! Und "Watch out!", Agents beobachten dich und du kannst nie wissen, hinter welcher Ecke sich der nächste versteckt. Wirst du erwischt, musst du (das heißt, die Koreaner) 50 000 Won löhnen!


(lk) Betrachtet man das Bild hier rechts, so scheint mir eine wunderbare, fränkische Redewendung passend. "Dumm wie geklopfter Kuhdreck". "You never know who is watching you" kann manchmal ziemlich absurd werden. Man hat es hier teilweise mit einer interessanten Form von Denunziation zu tun. Dazu von mir später noch mehr. 











(suh) Für mich persönlich ist das ein wenig beschämend zu betrachten. Sollte man in diesem Alter nicht inzwischen den Eigenwillen entwickelt haben, sich stets weiterbilden zu wollen? Sollte man inzwischen nicht herausgefunden haben, dass man das für sich selbst, seine Zukunft und seine Wünsche tut und nicht, weil einem das jemand anderes befiehlt?
Grundsätzlich scheint hier einfach eine andere "Lernmentalität" und Einstellung zur Bildung vorzuliegen. Denn auch die Kurse an der Uni erinnern eher an den Klassenunterricht in der Oberstufe in Deutschland: Maximal 20 Leute, der Lehrer predigt (mit einem Mikrophon, auch wenn nur 5 Personen im Raum sind), die Schüler schlafen. Das ist natürlich übertrieben, aber es gibt durchaus Kurse, die auch die inhaltliche Quantität und Qualität einer 11. Klasse nur geringfügig übersteigen. Grundsätzlich ist das allerdings nicht abzuwerten, denn diese wenigen, aber essentiellen Dinge, die man hier in einer Lehrstunde vermittelt bekommt, bleiben wenigstens im Kopf. Dennoch die Kompetenzen einiger Kommilitonen lassen mich weiterhin zweifeln und die Qualität der Lehre in Frage stellen. Vieles wird häufig nur reproduziert, auswendig gelernt und wiedergegeben. Kritisches und kreatives Denken wird dabei meist uns Austauschstudenten überlassen und auch angesichts der enormen Affinität zur Technik hatte ich bessere Präsentationsskills und kommunikative Fähigkeiten erwartet. Trotz allem möchte ich das hier nicht pauschalisieren, ein jeder von uns kennt ja schließlich die Probleme der Repräsentativität solcher Stichprobenverfahren. Statistische gesehen befindet sich Korea zumindest an der Spitze bei der digitalen Lese- und Lernfähigkeit von Jugendlichen. Bedauerlicherweise bin ich allerdings bei diesen Nachforschungen gleichzeitige auf eine weitere interessante Studie der OECD gestoßen, die belegt, dass koreanische Kinder wohl die unglücklichsten entlang der OECD-Staaten sind. Was mich wiederum auf einen weiteren, jedoch weitaus unwissenschaftlicheren Artikel stoßen ließ, worin man unter anderem beklagt, dass die universitäre Ausbildung der Studenten nur geringfügig eine gute Vorbereitung auf den Job darstellt. Eigentlich hatte ich nur mit Stöbern nach weiteren Informationen angefangen, um meinen Bericht mit einem positiven Satz enden zu können. Leider ist das nun nicht ganz so gelaufen wie geplant, das Internet gibt eben doch einfach zu viel Preis.. 
(siehe http://www.oecd.org/newsroom/educationkoreatopsnewoecdpisasurveyofdigitalliteracy.htm und http://www.koreatimes.co.kr/www/news/nation/2012/05/117_110307.html  sowie http://english.chosun.com/site/data/html_dir/2011/06/08/2011060801059.html ).

(lk) Während Susan in den ersten Tage im September doch sehr mit unserer neuen Bleibe zu kämpfen hatte, habe ich einfach meinen Humor benutzt. Denn es gilt immer - solange man sich drüber lustig machen kann ist alles halb so schlimm. :-) 
Das Wohnheim ist tatsächlich verhältnismäßig heruntergekommen, effektive Methoden zur Reinigung sind entweder noch nicht erfunden worden oder aber Samsung hat noch nicht daran geforscht, was in etwa auf das Gleiche hinausläuft. Das, was uns hier am meisten zu schaffen  macht ist das Gefühl eingesperrt zu sein. Sich einfach mal Abends vor das Haus zu setzen ist nach 11 nicht mehr möglich. Man muss (oder soll) vielmehr um 11 in seinem Zimmer sein, damit ein "Floorleader" die Anwesenheit von einem checken kann. Theoretisch sind Besuche im Zimmer des anderen Geschlechts untersagt, man kommt dann nur ins Grübeln, wenn sich die "Floorleader" da teilweise selbst nicht dran halten. 

Wie dem auch sei, es gibt wieder ein Lebenszeichen von uns.