Ein geteiltes Land
(lk) Vor ein
paar Tagen kommt mein englischer Zimmernachbar John zu mir und bringt eine
Flasche Schnaps mit. Es ist nordkoreanischer
Brandy, der, den man hier auf dem Bild sieht. Er schmeckt gar nicht so schlecht
und beim Trinken kommt mir etwas in den Sinn: Ach ja, da war ja noch was –
Nordkorea eben. Hätte ich fast vergessen.
Das ist
vielleicht etwas übertrieben aber kommt der Realität doch nahe. Wir leben hier
im Süden eines geteilten Landes, welches sich rein formal immer noch im Krieg
mit dem Norden befindet. (1953 wurde lediglich ein Waffenstillstand zwischen
Nord- und Südkorea vereinbart.) Nordkorea verfügt über eine Handvoll Atombomben
und eine unglaublich große, wenn auch vermutlich schlecht ausgerüstete Armee.
Bisher versucht man sich in Pjöngjang noch vergeblich daran eine
Interkontinentalrakete zu bauen, die könnte dann einen Nuklearsprengkopf bis in
die USA tragen. Südkorea hingegen ist schon längst in der Reichweite
Nordkoreas.
All das ist
Fakt und obwohl auch immer wieder Menschen durch den Konflikt mit dem Norden zu
Tode kommen – 2010 versenkte Nordkorea etwa ein südkoreanisches Kriegsschiff –
man vergisst das alles hier im Süden schnell.
In Seoul
etwa ist man 50 Kilometer von der DMZ (Demilitarisierte Zone) entfernt. 50
Kilometer von einem steinzeitkommunistischen Staat im Norden mit Familienerbfolge.
Aber das hindert einen mit Sicherheit nicht daran in einen Club in Seoul oder
auch anders wo im Land zu gehen und sich ordentlich einen einzulittern. Bisher kann ich mich nicht erinnern mich mit
einem Koreaner über die Teilung des Landes unterhalten zu haben, nur mit „Ausländern“.
Es sind dann
immer wieder Details, die einen an die ganze
Realität auf der Koreanischen Halbinsel erinnern. Wenn man etwa in einer
Tageszeitung einen Wetterbericht sieht, der einem auch sagt wie warm es in Pjöngjang
ist. (Das ist allerdings nicht die Regel)
Als ich vor einigen Tagen in Seoul war, habe ich eine kleine
Menschenansammlung getroffen. Sie haben Fahnen einer blauen Koreanischen
Halbinsel auf weißem Grund in den Händen gehalten, eines der Symbole für ein
wiedervereinigtes Korea. Aber sehr schnell verwischt der Alltag wieder die
eindrückliche Wahrnehmung der Teilung dieses Volkes. Wenn wir in einer der universitären
Schulstunden über Korea reden, dann könnte das auch in einem Seminarraum in
Deutschland sein.
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